Villa Alstede

Ein Traum in Sandsteingelb und Ziegelrot

Seit eineinhalb Jahren Renovierungsarbeiten am Hof Schulze-Hauling / 1,5 Millionen Euro Kosten

-dk- Schapdetten/Appelhülsen.

Hellrot leuchtet das neue Dach ins Land, darunter - über drei Stockwerke - das Mauerwerk im warmen gelbbeigen Ton des Baumberger Sandsteins. Schön sieht er aus, der riesige Speicher des Hauling-Hofs, erbaut um 1890. Nach Mitteilung des Westfälischen Amtes für Denkmalpflege ist er sogar der größte Speicher im Münsterland. Jetzt ist er renoviert und steht kurz vor der Fertigstellung.

Drinnen im Speicher sorgen modernste Fußbodenheizungen für mollige wärme, darüber legen großflächige Fliesen. Das Auge des Betrachters erfreut sich an den wunderschönen alten Holzdecken oder am Luxus-Marmorbad im Obergeschoss. Bis Weihnachten soll hier eine der schönsten (und sicher auch teuersten) Wohnanlagen in Westfalen fertig sein.

Eine Art “Phantasialand” zweier Freunde? Träume eines Abenteurers und eines versponnenen Frührentners? Wer bis vor zwei Jahren die Kreisstraße 11 von Appelhülsen nach Schapdetten befuhr, sah dort nichts als Büsche und Bäume. Lediglich eine Schar Dohlen über den Wipfeln deuteten auf Leben innerhalb der Wildnis. Dort, wo der Hof Schulze-Hauling im Dornröschen- Schlaf lag. Der Hof der ehemaligen Bauernschaft Alstede mit seiner fast 800-jährigen Geschichte.

1217 wurde er vom Edelherrn Jonatas von Ardeia dem Ägidii-Kloster in Münster übertragen. 1353 - in Zeiten der Säkularisierung - ging der Hof an die Herren von Stevening, 1583 an die von Droste-Uhlenbrock, 1603 an von Droste zu Möllenbeck und 1652 an Droste zu Hülshoff. Wenn die Familie Bollink, die damals das Schulzen-Amt innehatten, den Hof bekam, ist unbekannt. Fest steht, dass das Anwesen dann 1826an die Familie Schenking und später an die Familie Hauling fiel. Das Haupthaus wurde 1877 erbaut, danach der große Speicher, 1908 kam schließlich das Stallgebäude dazu.

Dem jüngsten Hauling, dem heute 42 Jahre alten Georg Schulze-Hauling, bot die Landwirtschaft keine vernünftige Perspektive. Anfang der 90er Jahre machte er sich auf den Weg nach Australien. Ein Kontinent der ihn seitdem nie mehr losließ. Bis Ende 1999 bei einem Besuch im Münsterland am einem Schnellimbiss in Appelhülsen Hermann Timpert kennen lernte. Die beiden kamen sich näher. Der unstete Abenteurer und der ideenreiche Sozialpädagoge, Maurer, Seemann und Vielzweck-Handwerker.

Seit eineinhalb Jahren sind die beiden Männer auf dem Historische Anwesen am Werk. Sie bauten Wasserleitungen und Heizkessel. Zogen Mauern, legten Fliesen, putzten Tag für Tag. “Für ein Taschengeld und ein warmes Mittagessen”, lacht der 64-jährige Timpert versonnen. Nur die besonderen Arbeiten lassen die beiden von Spezialisten machen. Wie das Dach, die Elektro- und Wasser-Installation sowie die Heizung. Timpert hat auch schon ein Bauwerk für sich “im Auge”: die alte “Kemenate”, ein Speicher aus dem 16.Jahrhundert. ”Aber erst, wahrscheinlich zu Weihnachten, muss der große Speicher fertig sein. Und dann müssen wir möglichst schnell einen Mieter für das dreistöckige, rund 400 Quadratmeter große luxuriöse Bauwerk finden”, hofft Georg Schulze-Hauling. Immerhin liegen die gesamtkostender Renovierung bei geschätzten 1,5 Millionen Euro.

Georg Schulze-Hauling: “Wenn das geschafft ist, ziehe ich erst einmal wieder nach Australien, mit Rucksack an die Ostküste. Ich muss verrückt sein, das ich mir das hier antue. Aber Heimat bleibt Heimat. Eines Tages vielleicht für immer”.

Quelle: Westfälische Nachrichten vom 25.10.2003 und
Dülmener Zeitung vom 27.10.2003

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